Parkinson-Diagnose in fünf Minuten?

Ein Praxis-Check zeigt, dass Neurologen ihre Patienten zwar ausführlich, zugewandt und in einer patientenfreundlichen Sprache beraten, allerdings geschieht dies nicht so gründlich, wie es die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie vorgeben. Eine 75-jährige Rentnerin hatte für die Verbraucherzentrale Hamburg 15 Praxen für Neurologie in Hamburg aufgesucht, um den Verdacht ihres Arztes, sie leide am Parkinson-Syndrom, zu überprüfen. 

Die Ärzte gingen sorgfältig mit der Ratsuchenden um und nahmen sich zwischen 15 und 50 Minuten Zeit für das Arztgespräch. Dadurch konnten sie die Diagnose Parkinson sehr viel sicherer stellen als der erste Arzt der Patientin. Dieser hatte sofort von Parkinson gesprochen und sie nach wenigen Minuten mit einem Medikament wieder nach Hause geschickt. Parkinson tritt bei älteren Menschen zwar relativ häufig auf, die Diagnose abzusichern, ist für den Arzt aber mit etwas Aufwand verbunden.

„Es ist erfreulich, dass Neurologen in Hamburg ihre Patienten nicht im Eiltempo durchschleusen“, sagt Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Doch sollten sie daran arbeiten, besser auf die Bedürfnisse ihrer Patienten einzugehen.“ Laut Praxis-Check wurde die Rentnerin von keinem der 15 Fachärzte für Neurologie in die Therapieentscheidung einbezogen, mögliche Nebenwirkungen der verordneten Medikamente wurden nicht besprochen und ebenso wenig alternative Therapiemöglichkeiten genannt. Fragen zu Sport- und Musikangeboten, die der Patientin gegen Symptome der Krankheit bereits geholfen hatten, blieben unbeantwortet, und nur eine Praxis empfahl der 75-Jährigen die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe, um besser mit dieser häufigen, bisher nicht heilbaren Krankheit umgehen zu können.

Der ausführliche Erfahrungsbericht zur Beratungsqualität von Neurologen ist veröffentlicht auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg unter www.vzhh.de.