💶 Vortrag in der Verbraucherzentrale: »Geldanlage für Frauen« am 29. April ⇒ Jetzt anmelden


Veranstaltungen

Warenkorb

Nachhaltige ETFs: Lohnt sich die grüne Geldanlage?

Wie empfehlenswert sind nachhaltige ETFs? Halten die Finanzprodukte ihre grünen Versprechen? Und wie sieht es mit der Rendite aus? Wir klären auf.

Frau sitzt auf einer Wiese vor einem Bergpanorama

Das Wichtigste in Kürze

  1. Es gibt Kennzeichnungen für nachhaltige Exchange Traded Funds (ETFs), doch sind diese kein Garant dafür, dass problematische Branchen auch wirklich ausgeschlossen sind.
  2. Nachhaltigkeit bei ETFs senkt die Renditeerwartung im Schnitt nicht.
  3. Generell schneiden ETFs bei ökologischen und sozialen Gesichtspunkten eher durchschnittlich ab.
Stand: 23.04.2025

Nachhaltige ETFs sind nach wie vor immens populär. Neue Angebote kommen täglich hinzu. Doch wie grün sind die Indexfonds wirklich und wie nachhaltig können sie überhaupt sein? Wie steht es um Kosten und die Rendite? Und was bedeuten die ganzen Kürzel? Wir bringen Licht in den Dschungel der Finanzprodukte, die sich oft nur einen grünen Anstrich verleihen, ohne wirklich nachhaltig zu sein.

ETFs und Nachhaltigkeit – ein Widerspruch?

ETFs, also „Exchange Traded Funds“ (Börsengehandelte Fonds), sind längst ein Klassiker bei der Geldanlage. Immer mehr buhlen "grüne" und "nachhaltige" Varianten um das Geld der Anleger. Doch wie nachhaltig kann ein ETF überhaupt sein? Eine wesentliche Frage, die bei dem immer noch anhaltenden Boom leicht ins Hintertreffen gerät. Die Realität ist: Wer sehr hohe ethische Ansprüche an grüne Indexfonds stellt, ist schnell ernüchtert, wenn sie oder er die vielversprechenden Investments näher unter die Lupe nehmen. Das ist auch der Fall, wenn man Produkte außer Acht lässt, die Greenwashing betreiben, also einfach nur möglichst nachhaltig dastehen wollen, ohne sich von herkömmlichen ETFs zu unterscheiden.

Die GLS Bank findet da klare Worte – das Kreditinstitut ist immerhin auf Platz 1 des Ethikbanken-Rankings von Fair Finance Guide: „Es gibt keine nachhaltigen ETFs“, heißt es in einem Blogeintrag der Bank. Das Argument: Ohne aktives Monitoring sei der ethische Aspekt nicht hinreichend zu bedienen. Eine ständige Analyse durch einen aktiven Fondsmanager laufe wiederum dem Alleinstellungsmerkmal von ETFs zuwider und treibe die Kosten in die Höhe.

Physische und synthetische ETFs – welche nehmen?

Falls Sie weiterhin in nachhaltige ETFs investieren möchten, dann achten Sie unbedingt auf physische ETFs. Das bedeutet, dass der Fonds echte Aktien des abgebildeten Index erwirbt. Dem stehen synthetische ETFs gegenüber, bei denen in Aktien anderer Unternehmen investiert werden kann, solange es dem Kursverlauf des Index entspricht. Sie haben bei synthetischen ETFs also keine Garantie dafür, dass Ihr Geld wirklich in nachhaltig agierende Unternehmen fließt.

Was bedeuten Kürzel wie ESG, SRI oder SDG?

In den Namen grüner ETFs finden sich oft die Abkürzungen ESG, SRI und viele weitere mehr. 

  • ESG: steht für „Environment, Social & Governance“, das heißt „Umwelt, Soziales und Unternehmensführung“. 
  • SRI: wiederum steht für „Socially responsible investing“, zu Deutsch: „sozialverantwortliches Investieren“. 
  • Sustainable: nachhaltig
  • Paris Aligned: gemäß des Pariser Klimaabkommens
  • PAB: steht für Paris Aligned Benchmark, also wie oben
  • Low Carbon: geringer Ausstoß von Kohlenstoffdioxid
  • SDG wiederum steht für „Sustainable Development Goals“. Übersetzt bedeutet das „Nachhaltige Entwicklungsziele“. Hier dreht sich alles um die Einhaltung von Richtlinien der UN, die in der sogenannten Agenda 2030 festgehalten sind. Inhalt sind insgesamt 17 Ziele, die sich fünf Prinzipien unterordnen.

Gibt es wirklich nachhaltige ETFs?

Es gibt unabhängige Stellen, die Fonds – darunter auch Indexfonds –, auf ihre Nachhaltigkeit prüfen. Der gemeinnützige Wissenschafts-Verein FIRST etwa vergibt das FNG-Siegel. „Das FNG-Siegel für nachhaltige Investmentfonds hat das FNG gemeinsam mit Finanzfachleuten und Akteuren der Zivilgesellschaft in einem dreijährigen Austausch erarbeitet“ ist auf deren Webseite zu lesen. Fonds werden nach umfangreichen Kriterien geprüft und erhalten dann einen bis drei Sterne. Nachhaltige ETFs erhielten so bislang nur maximal zwei Sterne.

Die Webseite Faire Fonds ist ebenfalls einen Besuch wert. Das Partnerprojekt von Facing Finance (zu denen auch der oben genannte Fair Finance Guide gehört) und urgewald stellt Fonds auf den Prüfstand in Sachen Nachhaltigkeit und fasst etwa bestehende Kritiken zusammen.

Für Detailfragen bleibt nur die Eigenrecherche: Welche Unternehmen sind konkret im Portfolio vertreten und zu welchen Anteilen? Picken Sie sich zunächst die fünf bis zehn größten Firmen heraus und prüfen Sie, ob deren Vorgehen mit Ihren Werten vertretbar ist. Ein Beispiel: Die zehn größten Positionen des als nachhaltig ausgepriesenen MSCI WORLD SRI Filtered PAB Index machen folgende Unternehmen aus: Tesla, Microsoft Corp, Nvidia, ASML HLDG, Home Depot, Adobe, Texas Instruments, Disney (Walt), Intuit und Applied Materials. Ob Sie in diese Unternehmen investieren möchten, bleibt Ihnen selbst überlassen.

Je nach Index, den ein ETF abbildet, kann die Auszeichnung auch bedeuten, dass es sich lediglich um die nachhaltigsten Firmen handelt, die darin vertreten sind. So legen Sie vielleicht bloß in das geringste Übel an, schließen aber möglicherweise keine für Sie ausschlaggebenden Branchen aus. Der Braunkohle-Produzent mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß ist schließlich lange noch kein Anbieter von grüner Energie.

EU-Taxonomieverordnung und Offenlegungsverordnung – was hat es damit auf sich?

Angesichts des Auszeichnungswirrarrs bei nachhaltigen ETFs hat auch die Europäische Union versucht, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dabei herausgekommen sind die Taxonomieverordnung sowie die Offenlegungsverordnung.

Mit der Taxonomieverordnung legt die EU sechs Ziele fest, die als Richtlinie für Fondsanbieter dienen:

  • Klimaschutz
  • Anpassung an den Klimawandel
  • Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen
  • Übergang zur Kreislaufwirtschaft
  • Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
  • Schutz sowie Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme

Ist eines dieser Kriterien erfüllt und die übrigen dabei nicht beeinträchtigt, gilt dies als nachhaltig im Sinne der Verordnung. 

Für weitere Vergleichbarkeit wurde die Offenlegungsverordnung (Abk. SFDR für „Sustainable Finance Disclosure Regulation“) ersonnen. Demnach sind Anbieter grüner ETFs angehalten, offenzulegen, wie nachhaltig die in dem Fonds vertretenen Unternehmen agieren. Das Auskunftssystem ist dreistufig gegliedert und ist nach Artikeln benannt:

  • Artikel 6: Nachhaltigkeitskriterien werden nicht berücksichtigt.
  • Artikel 8: Nachhaltige Ziele werden berücksichtigt.
  • Artikel 9: Ein explizites nachhaltiges Anlageziel wird verfolgt.

Bringen nachhaltige ETFs weniger Rendite?

Dazu gibt es keine klare Antwort. Bei der Menge an ETFs, die vorgeblich nachhaltig sind, wäre es unverantwortlich, etwas anderes zu behaupten. Fakt ist aber, dass manche grünen Indexfonds sogar besser abschneiden als ihre traditionellen Gegenstücke. Auch hier ist unser Rat: Schauen Sie sich die Entwicklung eines ETFs an und stellen Sie eigene Vergleiche an.

Zudem gilt: Je strenger Ihre Kriterien an einen nachhaltigen ETF sind, desto geringer ist auch die Diversifikation, sprich: Die Risikostreuung sinkt und das allgemeine Risiko steigt. Potenziell bedeutet das auch eine höhere Rendite, aber eben auch potenziell höhere Verluste. 

Unser Angebot

Sie haben noch Fragen zu ETFs oder zu Geldanlagen allgemein? Unsere Expertinnen und Experten beraten Sie – kompetent und unabhängig. ⇒ Jetzt Beratungstermin vereinbaren

Bücher und Broschüren