Wechsel in die private Krankenversicherung – lohnt sich das?
Überlegen Sie, von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung zu wechseln? Die Werbung mit niedrigen Beiträgen bei gleichzeitig besseren Leistungen klingt verlockend – doch der Wechsel birgt auch Risiken. Viele Tarife erreichen nicht einmal die Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse. Das sollten Sie unbedingt beachten, um nicht in die Kostenfalle zu tappen.

Das Wichtigste in Kürze
- Beiträge der privaten Krankenversicherung (PKV) können günstiger als in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sein, allerdings sind Beitragssteigerungen unabhängig vom Einkommen fester Bestandteil der Verträge. Weil die Höhe der Beitragssteigerungen unvorhersehbar ist, können die Beiträge im Alter zu einer erheblichen finanziellen Belastung werden.
- Nicht alle PKV-Tarife bieten bessere Leistungen als die GKV, und es kann zu Problemen bei der Kostenübernahme kommen.
- Ein Wechsel von der PKV zurück in die GKV ist schwierig – oft sogar unmöglich –, insbesondere für Personen über 55 Jahre. Finanzielle Engpässe berechtigen nicht zur Rückkehr.
Sie überlegen, von der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private Krankenversicherung (PKV) zu wechseln? Vielleicht sind Sie jetzt selbstständig oder verdienen als Angestellte(r) gut. Oder Sie wollen die zuletzt deutlich gestiegenen Zusatzbeiträge der gesetzlichen Kassen vermeiden. Häufig wird mit niedrigeren Beiträgen und besseren Leistungen für die PKV geworben.
Vorsicht! Den Wechsel von der GKV in die PKV sollten Sie gut durchdenken. Wir erklären Ihnen, warum die private Krankenversicherung für die meisten Menschen nicht die beste Wahl ist.
Ist die PKV wirklich günstiger?
Viele Menschen wechseln in die private Krankenversicherung, weil sie glauben, dort dauerhaft sparen zu können. Denn zum Einstieg können die Beiträge zunächst günstiger als in der GKV sein. Vor allem junge, gesunde Versicherte profitieren, da die Versicherungsprämien nicht auf dem Einkommen basieren (wie in der GKV), sondern nach Kostenrisiko kalkuliert werden. Ein hoher Verdienst kann den Wechsel in die PKV besonders attraktiv machen.
Aber Achtung: Die Beiträge in der PKV steigen stetig. Das ist fester Bestandteil des Vertrags, den auch die sogenannten Altersrückstellungen nicht auffangen. Für 2025 rechnet der Verband der Privaten Krankenversicherung mit Beitragssteigerungen von im Schnitt 12 bzw. 18 Prozent bei seinen Mitgliedsunternehmen. Auch wenn sich dieses Extrem nicht Jahr um Jahr wiederholen wird, zeigt es doch, wie unvorhersehbar die Beitragssteigerungen in der PKV sind.
Da die private Krankenversicherung langfristig – wahrscheinlich ein Leben lang – bestehen bleibt, summieren sich diese Erhöhungen beständig auf. Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung, gibt es generell keinen Höchstbeitrag. Nur im Basistarif ist die Prämie gedeckelt, nämlich auf den Höchstbeitrag der GKV. Dieser Tarif ist allerdings für die meisten Versicherten äußerst unattraktiv.
Wichtig: Sinkt Ihr Einkommen im Alter oder bei Krankheit, können die Kosten für eine private Krankenversicherung schnell zum Bumerang werden. Ihr Recht auf einen Tarifwechsel bringt oft nicht die erhoffte Ersparnis. Außerdem ist es schade, ausgerechnet dann Leistungen abspecken zu müssen, wenn man diese aufgrund seines fortgeschrittenen Alters oder vermehrter Erkrankungen eigentlich haben will.
Rechenbeispiel
Angenommen, Sie starten mit einem Tarif von 500 Euro pro Monat. Bei einer jährlichen Steigerung von 4 Prozent zahlen Sie nach 30 Jahren bereits über 1.600 Euro monatlich. Eine Verdreifachung des Beitrags im Laufe eines Berufslebens ist trotz Altersrückstellungen keine Seltenheit. Zum Vergleich: Der Höchstbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung liegt aktuell bei rund 940 Euro monatlich bei einem Monatseinkommen von mindestens 5.512,50 Euro. Eine derart hohe Altersrente wird kaum jemand erreichen und damit auch nicht den Höchstbeitrag.
Sind die Leistungen der PKV besser?
Ein häufiges Argument für die private Krankenversicherung sind die besseren Leistungen. Es gibt jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den Tarifen. Einige PKV-Tarife bieten nur Leistungen, die nicht einmal das Niveau der GKV erreichen. Es ist also ein Irrglaube, dass jede Vollversicherung der PKV automatisch besser als die gesetzliche Krankenversicherung ist. Das hat die Stiftung Warentest nach einem großen Marktüberblick nochmals bestätigt.
Zwar gibt es Tarife, die besondere Leistungen abdecken, wie die Behandlungen durch Chefärzte oder Einzelzimmer im Krankenhaus, aber diese Tarife sind entsprechend teurer. Ein Vorteil der PKV ist jedoch, dass Privatversicherte oft schneller Facharzttermine erhalten.
Achtung: Selbst wenn eine Leistung im Vertrag steht, kann es vorkommen, dass die PKV bestimmte Behandlungen nicht bezahlt, weil sie als „nicht notwendig“ oder „nicht wirksam“ eingestuft werden. Stress mit Abrechnungen in der PKV ist nach unserer Erfahrung leider oft vorprogrammiert.
Gut zu wissen
Wer kann sich überhaupt privat krankenversichern? Selbstständige, Freiberuflerinnen und Freiberufler, Künstlerinnen und Künstler sowie sogenannte Gutverdienende mit höheren Gehältern können von der gesetzlichen Krankenversicherung in eine private Krankenversicherung wechseln. Während Angestellte ein Mindesteinkommen (in 2025: 73.000 Euro brutto pro Jahr bzw. 6.150 Euro brutto monatlich) vorweisen müssen, um eine private Krankenversicherung abzuschließen, können Selbstständige auch mit geringem Einkommen in die PKV wechseln. Für Personen im Beamtenverhältnis gelten besondere Voraussetzungen.
Die Wahl zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung stellt viele Menschen vor eine schwierige Entscheidung. In unserer Infobroschüre „Gesetzlich oder privat krankenversichern?“ beleuchten wir die Vor- und Nachteile der beiden Versicherungsmodelle und helfen Ihnen bei der Entscheidungsfindung.
2. Auflage 2025
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Wann ist eine Rückkehr zur GKV möglich?
Ein Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung ist nach dem Eintritt für viele Privatversicherte meist nicht mehr möglich – insbesondere für Personen über 55 Jahre. Auch finanzielle Schwierigkeiten oder hohe PKV-Beiträge berechtigen nicht zur Rückkehr in die GKV. Wer sich für die PKV entscheidet, bleibt oft dauerhaft an sie und das Versicherungsunternehmen gebunden.
Unter 55 Jahren ist eine Rückkehr nur in bestimmten Fällen möglich:
- Selbstständige: Wenn Sie selbstständig sind, müssen Sie Ihre hauptberufliche Selbstständigkeit aufgeben und sich anstellen lassen. Nur wenn die selbstständige Tätigkeit nebenberuflich ist, darf die GKV Sie aufnehmen.
- Gutverdienende: Als Angestellte oder Angestellter müssen Sie Ihr Einkommen in Absprache mit Ihrem Arbeitgeber so absenken, dass Sie in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht mehr freiwillig versichert, sondern pflichtversichert sind.
Am Ende ist man regelrecht „gefangen“ in der (zu) teuren privaten Krankenversicherung. Die einzige Möglichkeit, die hohen PKV-Beiträge abzumildern, ist ein Tarifwechsel beim Versicherer.
Unser Rat
Eine private Krankenversicherung kann dann das Richtige für Sie sein, wenn Sie mehr Leistungen als in der gesetzlichen Krankenkasse wünschen und sich sicher sind, dass Sie die Kosten für die Versicherung auch in finanziell unsicheren Zeiten und im Ruhestand bezahlen können und wollen. Für Sparfüchse ist die PKV nicht zu empfehlen. Denn welche Kosten im Laufe Ihres Lebens letztlich auf Sie zukommen, bleibt unklar. Die Anpassung der Beiträge an ein sinkendes Einkommen gibt es nur bei der gesetzlichen Krankenversicherung.
Sie haben noch Fragen zum Thema oder benötigen eine unabhängige Beratung? Unsere Expertinnen und Experten helfen Ihnen gerne weiter. ⇒ Jetzt Beratungstermin vereinbaren