Kurz vor Weihnachten: Warum ist Schokolade so teuer?
Die Schokoladenpreise sind im Höhenflug. Eine Tafel Ritter Sport Schokolade kostet mittlerweile knapp 2 Euro. Was bedeutet das für Schoko-Weihnachtsmänner? Welche Gründe gibt es für den drastischen Preisanstieg?
Das Wichtigste in Kürze
- Schokolade von Ritter Sport ist aktuell deutlich teurer geworden. Außerdem kosten Schoko-Weihnachtsmänner einiges mehr als in den zurückliegenden Jahren.
- Als Grund für die höheren Preise wird eine Verknappung des Angebots von Kakaorohware an den internationalen Rohstoffbörsen genannt, die auf Ernteausfälle zurückzuführen ist.
- Die Verbraucherzentrale Hamburg geht davon aus, dass auch strategische Überlegungen der Hersteller zu den gestiegenen Verkaufspreisen führen.
- Verbraucherinnen und Verbraucher können beim Kauf von Schokolade auf günstigere Eigenmarken, nachhaltige Schokolade mit Fairtrade-Siegeln und Preisvergleiche setzen, um Geld zu sparen und nachhaltiger zu konsumieren.
Beim Griff nach der Schokolade im Supermarkt wundern sich viele. Was früher ein erschwingliches Alltagsvergnügen war, ist mittlerweile ganz schön teuer. Aber warum sind die Preise für Schokolade zuletzt so stark gestiegen? Wir geben Antworten auf einige Fragen.
Warum ist Schokolade so teuer geworden?
Kakao ist zurzeit knapp und Schokoladenprodukte sind deutlich teurer geworden. Kakaorohware (Kakaobohnen, Kakaobutter und Kakaopulver) kostet an den internationalen Rohstoffbörsen aktuell bis zu 75 Prozent mehr als im letzten Jahr. Missernten bzw. Ernteausfälle durch Pilzerkrankungen und ungünstige Wetterbedingungen haben das Angebot des begehrten Rohstoffs schrumpfen lassen. Auch Spekulationen an den Rohstoffbörsen tragen zu schwankenden Kakaopreisen bei. Das ist aus unserer Sicht aber nur die halbe Wahrheit.
Welche Schokolade ist besonders betroffen?
Vor allem bei der beliebten Schokoladen-Marke Ritter Sport ist der Preisanstieg aktuell deutlich spürbar. Die reguläre Ritter Sport-Tafel kostet bei Edeka, Kaufland und Norma inzwischen auf einen Schlag 40 Cent mehr und liegt jetzt bei einem Preis von 1,89 Euro (+27 Prozent). In manchen Filialen von Edeka sind es sogar 1,99 Euro und damit fast 2 Euro. Die sogenannte Nussklasse der Marke kostet bereits 2,19 Euro (+30 Prozent, vorher 1,69 Euro) oder sogar 2,29 Euro. Rewe und Lidl verlangen zurzeit noch die alten Preise, weil sich Händler und Hersteller offensichtlich bisher nicht einigen konnten. Folge könnte die zeitweise Auslistung dieser Marke bei den beiden Händlern sein.
Es ist zu befürchten, dass Konzerne wie Mondelez (Milka), Mars, Ferrero, Lindt und Nestlé dem Beispiel von Ritter Sport folgen und die Preise für ihre Schokoladenprodukte in den nächsten Monaten ebenfalls anheben. Denn durch die starke Preiserhöhung von Ritter Sport ist das Preisgefüge im Schokoladenregal aus den Fugen geraten. Lindt & Sprüngli plant laut Lebensmittelzeitung auf die seit vielen Jahren übliche Praxis der aufgedruckten Verkaufspreise auf seinen Verpackungen zu verzichten, um diese kurzfristiger erhöhen zu können.
Gibt es auch Preiserhöhungen bei den Schoko-Weihnachtsmännern?
Von den steigenden Preisen sind aber nicht nur die Tafelschokoladen von Ritter Sport betroffen, sondern momentan auch die Schoko-Weihnachtsmänner verschiedener Hersteller. Der 70 Gramm schwere Lindt Schoko-Weihnachtsmann kostet jetzt 3,19 Euro (+7 Prozent), im letzten Jahr waren es noch 2,99 Euro. Für den Milka Schoko-Weihnachtsmann (45 Gramm) werden aktuell 1,39 Euro (+8 Prozent) verlangt, 2023 waren es 1,29 Euro. Ein moderater Preisanstieg ...
Blickt man jedoch einige Jahr weiter zurück, so sind bei diesem Saisonartikel auch drastische Preissteigerungen zu verzeichnen. Dank unserer Mogelpackungsliste konnten wir uns einen guten Überblick über den Zeitraum der letzten fünf Jahre verschaffen. So ist beispielsweise der Preis für den Weihnachtsmann von Milka (100 Gramm) von 1,79 Euro in der Weihnachtszeit 2019 auf aktuell 2,49 Euro (90 Gramm) gestiegen – ein Plus von 55 Prozent. Manche Läden verlangen sogar 2,59 Euro (+61 Prozent). Der Weihnachtsmann von Lindt (125 Gramm) verteuerte sich im gleichen Zeitraum um 35 Prozent. Der Preisanstieg für den Schoko-Weihnachtsmann der Marke Kinder von Ferrero (110 Gramm) beträgt von 2020 bis 2024 immerhin 31 Prozent teurer. Zum Vergleich: Die allgemeine Inflation lag zwischen 2019 und 2024 nur bei rund 19 Prozent.
Gut zu wissen
Doch nicht nur der Preisentwicklung bei den Schoko-Weihnachtsmännern liegt deutlich über der allgemeinen Teuerungsrate, auch die Preisaufschläge für herkömmliche Schokoladentafeln fallen überdurchschnittlich hoch aus. Wir haben uns die Zahlen für den Zeitraum 2011 bis 2024 genauer angeschaut. Der Preis für eine Tafel Milka-Schokolade steigt in diesen 14 Jahren um 67 Prozent. Die Edel-Vollmilch von Ritter Sport klettert im Preis um 112 Prozent nach oben und der Preis für eine Tafel Voll-Nuss sogar um 146 Prozent. Die allgemeine Inflationsrate liegt in diesem Zeitraum hingegen nur bei 33 Prozent (siehe Inflationsrechner auf finanz-tools.de).
Sind die Preiserhöhungen bei Schokolade immer gerechtfertigt?
Die Frage, ob die Preisanstiege gerechtfertigt sind, lässt sich schwer beantworten. Große Hersteller wie Mondelez, Nestlé und Ferrero sichern sich meist mit langfristigen Verträgen ab und lagern große Vorräte an Kakao ein, um starke Preisschwankungen an den Märkten auszugleichen. Deshalb dürften sie von den extremen Preisanstiegen bei der Kakaorohware zu Beginn nicht so stark betroffen sein.
Interessant ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass der Kakaopreis in den 2010er Jahren im Durchschnitt lange auf gleichem Niveau verharrte, die Verkaufspreise für eine Tafel Schokolade aber deutlich stiegen. Dies passt nicht zu dem häufig von Herstellern vorgebrachten Argument, dass der Verkaufspreis für Schokolade steige, weil der Kakao an den internationalen Rohstoffbörsen so teuer sei.
So oder so machen die Rohstoffkosten für Kakao nur einen kleinen Teil des Verkaufspreises von Schokolade aus. Expertinnen und Experten schätzen, dass lediglich etwa 7 Prozent des Preises einer Tafel Schokolade den Kakaobauern zugutekommen. Das heißt konkret, dass sich eine Verdoppelung des Kakaopreises in der Größenordnung von 10 Cent auf den Supermarktpreis für eine Tafel Schokolade auswirken würde. Dennoch werden gestiegene Preise an den Rohstoffbörsen gerne zuerst genannt, um bei Kundinnen und Kunden Verständnis zu wecken.
Viel größeren Einfluss auf die Preisgestaltung haben wohl eher strategische Überlegungen zu Schwellenpreisen, Preisgefüge und Marktumfeld (z.B. der Preisabstand zu Wettbewerbern) sowie die Analyse der Zahlungsbereitschaft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, um diese möglichst voll auszuschöpfen. Das Unternehmen Ritter Sport wird beispielsweise in der Lebensmittelzeitung vom 25. Oktober 2024 wie folgt zitiert: „(...) Unsere neuen, unverbindlichen Preisempfehlungen (...) orientieren sich an der Zahlungsbereitschaft unserer treuen Verwenderschaft unter diesen neuen Marktbedingungen.“
Warum können Hersteller wie Ritter Sport und Milka solche Preiserhöhungen durchsetzen?
Bekannte Marken haben eine starke Position im Lebensmitteleinzelhandel, obwohl die Marktmacht der wichtigsten Händler enorm ist. Die vier größten Handelsunternehmen in Deutschland haben zusammen einen Marktanteil von weit über 80 Prozent. Aber Produkte von großen Herstellern wie Mondelez (Milka), Nestlé, Ferrero und Ritter Sport dürfen in Supermärkten nicht fehlen, was diesen Firmen (oft multinationale Konzerne) eine bessere Verhandlungsposition verschafft. Selbst wenn Preiskämpfe kurzfristig dazu führen, dass bestimmte Plätze in den Supermarktregalen leer bleiben, kehren die Marken schnell wieder zurück, da die Nachfrage konstant hoch bleibt. Zu welchen Bedingungen bleibt in der Regel geheim.
Was bedeutet die Preiserhöhungen für die Kakaobauern?
Trotz der gestiegenen Verkaufspreise hat sich die Situation für viele Kakaobauern kaum verbessert. In Ländern wie Ghana wird der Kakaopreis staatlich festgelegt, sodass Kleinbauern oft wenig von den globalen Preissteigerungen profitieren. Zudem verfügen Großkonzerne über langfristige Lieferverträge, sodass der Preisanstieg bei den Bauern erst mit Verzögerung ankommt. Nun da viele Kakaobauern zurzeit schlechte Ernten einfahren, kann dies existenzbedrohend sein.
Wichtig für kleine landwirtschaftliche Betriebe sind stabile Mindestpreise und verlässliche Lieferbeziehungen, die nachhaltige Anbaumethoden honorieren. Doch Nachhaltigkeitslabel wie das von Rainforest Alliance bewirken laut NGOs häufig höchstens minimale Verbesserungen für die Bauern. Mindestpreise sind oft nicht vorgesehen und soziale Kriterien werden nur unzureichend berücksichtigt.
Nur bei Schokolade mit dem Transfair-Siegel erhalten Kakaobauern einen Mindestpreis, der ihre durchschnittlichen Produktionskosten abdeckt und einen Zugang zum Markt für ihr Produkt gewährt.
Unsere Tipps
Wenn Sie beim Schokoladenkauf etwas Geld sparen und nachhaltiger konsumieren wollen, sollten Sie unsere Tipps beherzigen:
- Auf Eigenmarken setzen: Viele Supermärkte bieten Schokoladen ihrer Eigenmarken an, die oft eine ähnliche Qualität wie Markenprodukte bieten, jedoch deutlich günstiger sind.
- Nachhaltige Schokolade wählen: Wer einen Beitrag leisten möchte, kann auf Schokolade mit zertifizierten Nachhaltigkeitssiegeln wie das von → Fairtrade setzen. Sie bieten zumindest einen gewissen Schutz für die Kakaobauern.
- Preise vergleichen: Die Preise für Schokolade können von Hersteller zu Händler stark variieren. Vergleichen Sie daher konsequent die Preise in verschiedenen Supermärkten.