Gesalzener Preis für Mogelpackung von Lebensbaum

Das Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz der Ulrich Walter GmbH ist die Mogelpackung des Monats November. Der Grund: Bei dem Bio-Produkt ist der Inhalt von 150 auf 80 Gramm geschrumpft, also um fast die Hälfte. Gleichzeitig stieg der Verkaufspreis von 2,99 auf 3,99 Euro. Zusammen entspricht das einer Preissteigerung von 150 Prozent. Dabei hat sich an der Zusammensetzung des Gewürzsalzes nichts geändert. Die Rezeptur ist gleich geblieben und trotzdem kostet das Produkt nun zweieinhalb mal so viel wie zuvor.

So etwas hat es in der Geschichte unserer Mogelpackungsliste noch nicht gegeben! Weil die neue Verpackung des Tomaten-Gewürzsalzes mit geschrumpftem Inhalt nicht mehr richtig befüllt ist, haben wir den Anbieter wegen Irreführung abgemahnt.

Wir haben den Hersteller des Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalzes, die Ulrich Walter GmbH, um eine Stellungnahme gebeten: Diese führt eine neue, nachhaltigere Verpackung, eine bedarfsgerechtere Füllmenge sowie Kostensteigerungen auf allen Ebenen (Rohstoffe, Transport, Energie) als Gründe für den starken Preisanstieg an. 

Wir finden die Punkte wenig überzeugend. So mag die neue Kunststoffdose zwar etwas nachhaltiger sein, weil sie aus einem recycelbaren Monomaterial besteht (die alte Dose war aus einem Verbundmaterial mit Aluminiumbeschichtung), doch fallen die Herstellungskosten für die nun einfache „Plastikdose“ vermutlich eher geringer aus. Auch die beiden anderen Gründe rechtfertigen nach unserer Auffassung keine solch drastische Preishöhung in Höhe von 150 Prozent.

• Vollständige Stellungnahme der Ulrich Walter GmbH zum Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz vom 18. Oktober 2024

Vom Händler Denns Biomarkt, bei dem wir das Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz erworben haben, liegt uns bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme vor. Das Unternehmen hält sich bedeckt, obwohl es allein den Verkaufspreis festlegen darf.

In ihrer Stellungnahme schreibt die Ulrich Walter GmbH, dass die neue Verpackung für das Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz „der alten Verpackung in puncto Nachhaltigkeit klar überlegen ist“.

Dieses Argument können wir nicht nachvollziehen. Schaut man in die Dose hinein, ist der Luftanteil deutlich größer als beim Vorgängerprodukt. Die neue Plastikdose ist nur etwas mehr als halbvoll. Nicht einmal 5 Zentimeter des 8 Zentimeter hohen Behältnisses sind mit dem Gewürzsalz gefüllt. Das entspricht einem Luftanteil von knapp 40 Prozent.

Da entpuppt sich auch der Hinweis „Füllmenge technisch bedingt“ als plumper Trick. Es gibt unseres Erachtens keine technischen Gründe, warum die Füllmenge so niedrig sein muss. Die alte Dose war praktisch bis zum Rand voll. 

Wir meinen: Die neue Verpackung ist nicht nur wenig nachhaltig, weil im Vergleich zur verkauften Produktmenge mehr Verpackungsmüll entsteht, sondern täuscht Verbraucherinnen und Verbraucher auch über die tatsächliche Füllmenge. Denn für die Kundinnen und Kunden ist von außen nicht klar erkennbar, dass sie jede Menge Luft kaufen.

Laut Lebensmittelinformationsverordnung und den Vorgaben des Eichrechts darf eine Verpackung nicht mehr Inhalt vortäuschen. Beim Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz ist dies nach unserer Auffassung jedoch der Fall. Wir haben die Ulrich Walter GmbH daher wegen Irreführung abgemahnt.

Zwar hat der Hersteller die Dose mit einem durchsichtigen Boden versehen, doch fällt dieser beim Einkauf überhaupt nicht auf. Wer schaut schon auf den Boden einer Plastikdose? Hat der Hersteller diesen etwa als eine Art „Sichtfenster“ gedacht? Wenn ja, ist das ziemlich misslungen.

Lebensbaum ist nicht die einzige Gewürzmarke, bei der die Preise drastisch erhöht wurden. So gibt es bei Ostmann, einer Marke der Fuchs Gruppe, viele versteckte Preiserhöhungen (⇒ zur Mogelpackungsliste). Bei mehr als einem Dutzend Sorten im Glas sind die Preise drastisch gestiegen. Betroffen sind beispielsweise die gefriergetrockneten Salatkräuter (+58 Prozent), die Zwiebeln (+55 Prozent), Schnittlauch (+48 Prozent), Knoblauch (+46 Prozent), Gartenkräuter (+40 Prozent) und Bärlauch (+26 Prozent). Als Ursache für die Preissteigerungen nennt Ostmann steigende Herstellungskosten.

Eine aktuelle Studie des Portals Lebensmittelklarheit zeigt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sich durch Mogelpackungen getäuscht fühlen und sich Warnhinweise wünschen. Demnach nehmen 81 Prozent der Befragten versteckte Preiserhöhungen als Täuschung wahr. Sogar 87 Prozent wollen, dass Unternehmen gut sichtbar auf den Verpackungen darauf hinweisen, dass sich die Inhaltsmenge geändert hat. Das ist eindeutig und bestätigt unsere Erfahrungen. Für uns ein klarer Auftrag an die Politik, endlich zu handeln! ⇒ Mehr über die Studie