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Pressemitteilung vom 24. April 2018

Fleisch: Verbraucherzentralen fordern staatliches Label statt Labeldschungel

Stichprobe zu Lidl Fleischangebot mit neuem Haltungskompass

Immer mehr Verbraucher wollen, dass Tiere gut leben, bevor sie geschlachtet werden. Der Handel reagiert darauf mit neuen Marken und Labeln. Einen anderen Ansatz verfolgt aktuell der Discounter Lidl mit seinem vierstufigen „Haltungskompass“. Mit Hilfe von vier Siegeln und den Ziffern 1 bis 4 kategorisiert Lidl verschiedene Haltungsstandards bei Frischfleisch – von der Einhaltung gesetzlicher Mindestanforderungen bis zum Öko-Standard. „Eine Kennzeichnung der Tierhaltung ist ein guter Ansatz, doch mit jedem weiteren freiwilligen Siegel wird es schwieriger, den Labeldschungel zu durchschauen“, so Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Um Verbrauchern Orientierung und Verlässlichkeit beim Einkauf zu geben, brauchen wir schnell ein verpflichtendes, mehrstufiges staatliches Tierwohllabel mit hohen Tierschutzstandards.“

Überschaubares Angebot mit höherem Tierschutzstandard

Die Verbraucherzentralen haben in zehn Bundesländern und insgesamt 13 Filialen stichprobenartig überprüft, welche Kennzeichnungen beim Frischfleischangebot von Lidl zum Tragen kommen. In den Kühltheken fanden die Verbraucherschützer überwiegend Fleisch, das lediglich den gesetzlichen Mindeststandard einhielt. Den geringfügig höheren Tierschutzstandard der Stufe 2 „Stallhaltung plus“ trug nur frisches ungewürztes Geflügelfleisch, das von Betrieben der Brancheninitiative Tierwohl stammte, bei der Tiere beispielsweise über zehn Prozent mehr Platz verfügen. Das Angebot an Frischfleisch mit höherem Tierschutzstandard der Stufe 3 „Außenklima“ war sehr überschaubar und lediglich auf ganzen Hähnchen zu finden – das jedoch nicht einmal in jeder Filiale. Das Siegel der Stufe 4 „Bio“ fand sich im Prinzip nur auf wenigen Packungen mit Hackfleisch und Gulasch.

Über 95 Prozent der Fleischprodukte in Hamburger Lidl-Märkten aus Massentierhaltung

In Hamburg waren nach einer Stichprobe der Verbraucherzentrale Hamburg in drei Lidl-Filialen von insgesamt rund 250 Fleischprodukten über 80 Prozent der Haltungsstufe  1 „Stallhaltung nach gesetzlichem Standard“ zugeordnet und damit alle konventionellen Fleischprodukte von Schwein und Rind sowie einige Hähnchenpackungen. Rund 15 Prozent des Lidl-Fleischs mit Kennzeichnung trug das Label der Haltungsstufe 2, insbesondere Produkte aus Putenfleisch sowie einige aus Hähnchenfleisch. Nur etwa 3 Prozent des Fleischangebots in Hamburger Lidl-Märkten war mit den strengeren Stufen 3 (ganzes Hähnchen) und 4 (Bio-Hackfleisch und Bio-Rindersteak) deklariert.

Staatliches Siegel schafft Transparenz und besseres Angebot

„Die Zahlen bei Lidl spiegeln den Fleischmarkt in Deutschland ganz gut wieder“, meint Verbraucherschützer Valet. Praktisch alle Produkte kämen aus Massentierhaltung oder stammten von Tieren, die unter ein wenig besseren Bedingungen gelebt hätten. „Das muss sich ändern!“, fordert Valet. Ein einheitliches staatliches Label, das hohe Standards für Tierschutz und Tiergesundheit garantiere, schaffe Transparenz und Verlässlichkeit für Verbraucher, sodass diese auch durch ihr Einkaufsverhalten den Druck auf Handel und Hersteller erhöhen und bessere Haltungsbedingungen für Tiere durchsetzen könnten. „Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner sollte das seit Jahren angekündigte staatliche Tierwohllabel zügig auf den Weg bringen“, so Valet.

Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.


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