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Keine Krankenversicherung – was tun?

Immer noch gibt es in Deutschland Menschen ohne Krankenversicherung. Betroffen sind nicht nur Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund, sondern häufig auch (ehemalige) Selbstständige und Auslandsrückkehrer. Sie haben ihren Versicherungsschutz vor Einführung der Versicherungspflicht verloren. Aus Angst vor hohen Kosten lassen sie sich nicht ärztlich behandeln – mit teils gravierenden gesundheitlichen Folgen. Wir unterstützen Betroffene bei der Rückkehr in die gesetzliche oder private Krankenversicherung.

Notaufnahme im Krankenhaus

Das Wichtigste in Kürze

  1. Noch immer sind Menschen in Deutschland nicht krankenversichert. Die offizielle Zahl liegt bei rund 61.000, andere Schätzungen gehen von bis zu einer Million Betroffenen aus.
  2. Für die Rückkehr in die Krankenversicherung ist wichtig herauszufinden, ob man zuletzt gesetzlich oder privat versichert war. Danach richtet sich der Weg zurück.
  3. Die Patientenberatung der Verbraucherzentrale Hamburg unterstützt Betroffene beim Wiedereinstieg in den Krankenversicherungsschutz.
Stand: 04.04.2025

Seit 2007 gilt für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und seit 2009 für die private Krankenversicherung (PKV) eine allgemeine Versicherungspflicht. Nur in seltenen Ausnahmefällen kann man noch den Versicherungsschutz verlieren, zum Beispiel wenn man obdachlos wird und für die Versicherung nicht mehr erreichbar ist. Die meisten der heute nicht versicherten Menschen sind schon viele Jahre ohne Absicherung im Krankheitsfall. Sie haben ihren Versicherungsschutz vor Einführung der Versicherungspflicht verloren.

Laut Daten des Mikrozensus 2019 leben in Deutschland rund 61.000 Menschen ohne Krankenversicherung, doch die tatsächliche Zahl dürfte bei diesem schwierigen Thema deutlich höher liegen. Zudem erfasst der Mikrozensus nur Personen mit Meldeadresse. Andere Schätzungen gehen von bis zu 1 Million Betroffenen aus. 

Welche ist die richtige Krankenversicherung?

Wenn Sie aktuell nicht krankenversichert sind, sollten Sie unbedingt handeln. Zunächst müssen Sie herausfinden, ob Sie zuletzt gesetzlich oder privat versichert waren. Waren Sie in der GKV, haben Sie Anspruch auf Wiederaufnahme dort. Waren Sie privat versichert, müssen Sie in die PKV zurückkehren.

  • Lassen Sie sich nicht entmutigen. Sie haben ein Recht auf eine Krankenversicherung. Spiegelbildlich zur Versicherungspflicht haben Sie einen Anspruch auf eine Krankenversicherung.
  • Achtung, Armut ist kein Grund, von der PKV in die GKV zu wechseln. Aber das Sozialamt muss sich auch an den Kosten einer privaten Krankenversicherung beteiligen.
  • Bleiben Sie hartnäckig und nehmen Sie Hilfe in Anspruch. Wenn der Versicherer Sie abweist oder das Verfahren über Gebühr hinauszögert, unterstützen wir Sie.

Welche sind die nächsten Schritte?

Warten Sie mit Ihrer Krankenversicherung nicht, bis Sie krank werden. Denn dann sind Sie vielleicht zu krank, sich um Ihre Angelegenheiten zu kümmern. Suchen Sie frühere Versicherungsunterlagen, um nachweisen zu können, wo Sie zuletzt versichert waren. Eventuell finden Sie auch in Ihrem Rentenverlauf Hinweise. Fragen Sie bei Ihrem alten Arbeitgeber nach.

  • Melden Sie sich bald bei der Krankenkasse, in der Sie zuletzt Mitglied waren und fordern Sie, wieder als Mitglied aufgenommen zu werden. 
  • Wenn Sie nicht wissen, ob Sie der gesetzlichen oder der privaten Krankenversicherung zuzuordnen sind: Gehen Sie zunächst zu einer gesetzlichen Krankenkasse.

Wie hoch sind die Nachzahlungen?

Viele Menschen fürchten sich vor den finanziellen Konsequenzen einer Rückkehr in die Krankenversicherung. Tatsächlich entstehen Nachzahlungen.  

  • In der GKV liegen die Nachzahlungen bei etwa 3.000 Euro. Hier müssen Sie in der Zeit der Nachversicherung allerdings auf Leistungen verzichten.
  • Auch die PKV kann eine Nachzahlung von mehreren Monatsbeiträgen verlangen. Unter Umständen können Sie aber eine Stundung verlangen.

Doch alles ist besser, als plötzlich auf einem Schuldenberg von mehreren Hunderttausend Euro zu sitzen, wenn Sie unerwartet ins Krankenhaus kommen und lange auf der Intensivstation behandelt werden müssen.

Warum ist der Wiedereinstieg oft schwierig?

Wer früher in der PKV versichert war und heute älter und/oder krank ist, bekommt häufig keinen bezahlbaren Tarif mehr. Es bleibt nur der Basistarif, der aber rund 1.000 Euro im Monat kostet – weil in der Regel die Altersrückstellungen fehlen. Nur wer ohnehin an der Grenze zur Sozialhilfe lebt, kann darauf zurückgreifen und über das Sozialamt Unterstützung beantragen. 
Für alle anderen wird die lange zurückliegende Entscheidung für eine private Krankenversicherung oft zu einem finanziellen Desaster. Oft sind nicht die Nachzahlungen der Grund, unversichert zu bleiben, sondern die dauerhaft teuren zukünftigen PKV-Beiträge. Wer über 55 Jahre alt ist, kann nur noch selten das System wechseln und in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln.

Wer in die GKV zurückkehren kann, muss sich nicht vor hohen Beiträgen fürchten. Sie orientieren sich an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Betroffenen. Im Jahr 2025 liegt der Mindestbeitrag für Selbstzahlerinnen und Selbstzahler bei ca. 250 Euro inklusive Pflegeversicherung. Allerdings lehnen die gesetzlichen Krankenkassen oft zu Unrecht Menschen ab, weil sie über 55 Jahre alt sind. Diese Grenze gilt nicht, wenn Sie dem gesetzlichen System zuzuordnen sind: Dann können Sie auch mit 70 oder 80 Jahren noch in die GKV zurückkehren. 

Unser Angebot

Unsere Patientenberaterinnen und -berater unterstützen Sie, wenn Sie keine Krankenversicherung haben und prüfen mit Ihnen, ob eine Rückkehr in die GKV oder PKV möglich ist. Auskünfte erhalten Sie telefonisch unter (040) 24832-230 (Mo bis Do, 11 – 13 Uhr) oder Sie buchen online einen Beratungstermin: www.vzhh.de/termine.

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